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Was
immer geht
Was
oft gutgeht
Was
gar nicht geht
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Es
gibt ihn, den sicheren Weg:
Wer sich jeglichen Ärger mit Vergesellschaftung ersparen möchte,
kann das ganz einfach tun, indem er sich die Vergesellschaftung erspart.
Es gibt wohl kaum ein Tier, das so wenig mit anderen Tierarten harmoniert
wie der Axolotl: Die meisten Tiere, die man in ein Aquarium setzen
kann, fressen entweder Axolotl oder werden von Axolotl gefressen.
Oder auch beides: Manche Fische von geringer Größe, aber
hohem Agressionspotential, fressen so lange an den Axolotl herum,
bis sie von diesen erwischt werden. Oder auch nicht...
Wer derartige Action braucht, soll doch bitte lieber in die Videothek
gehen als in die Zoohandlung. Oder er vergesellschaftet den Axolotl
mit dem Wellensittich vom Nachbarn; da dauert es nicht so lange, bis
der Sieger feststeht.
Tasächlich gibt es jedoch ein paar Kombinationen, die funktionieren:
Was
immer geht
Goldapfelschnecke (Pomacea bridgesii). Dies ist die einzige
Apfelschneckenart, die bei der Haltung mit Axolotl praktisch kein
Problem macht. Der Grund ist, daß diese Schnecke (übrigens
ein für sich hochinteressantes Tier) eine "weiche"
Radula ("Kauleiste") besitzt, die es ihr nicht ermöglicht,
die empfindliche Haut des Axolotl zu verletzen. Andere Apfelschneckenarten
(und auch andere Pomacea-Arten!) stellen in dieser Hinsicht immer
ein Risiko dar.
Beim Kauf von Goldapfelschnecken sollte man darauf achten, dass das
Schneckenhaus bereits einen Durchmesser von 2,5 oder mehr cm hat;
ansonsten kauft man nämlich keine Gesellschaftstiere, sondern
Futter. Axolotl fressen sehr gern alle Schnecken, die sie bewältigen
können; sind die Schnecken dafür aber schon zu groß,
bleiben sie in der Regel unbehelligt.
Goldapfelschnecken sind besonders nützlich, wenn man Axolotl
mit Mückenlarven füttert. Da das Freßverhalten der
Axolotl alles andere als "gezielt" ist, bleiben von solch
kleinen Futtertieren immer Reste übrig, die das Aquarienwasser
verpesten und daher abgesaugt werden müssen. Das erledigt die
Apfelschnecke auf elegante Weise (tatsächlich "saugt"
sie die Mückenlarven wie Spaghetti ein und bewältigt dabei
erstaunliche Mengen). Auch liegengebliebene Reste von Pellets beseitigen
die Schnecken gern. Füttert man die Axolotl dagegen mit größeren
Futtertieren, müssen die Schnecken separat gefüttert werden,
da sie sonst elend verhungern.
Wenn sich die Schnecken im Aquarium wohlfühlen, werden sie sich
eventuell auch vermehren (dabei werden die gelben bis orangefarbenen
Eigelege oberhalb der Wasseroberfläche abgelegt). Die Jungschnecken
werden von den Axolotl mit Begeisterung gefressen; will man also die
Babies aufziehen, muss man sie in ein anderes Becken retten. Apfelschnecken
sind übrigens im Gegensatz zu den meisten anderen Schneckenarten
keine Zwitter, sondern haben zwei Geschlechter.
Wichtig ist, die Goldapfelschnecke beim Kauf einwandfrei als Pomacea
bridgesii zu identifizieren, um nicht aus Versehen eine agressivere
Art (P. canaliculata, P. paludosa) zu erwischen. Einen "Schnelltest"
zum Auswendiglernen gibt es auf der netten Apfelschnecken-Seite
von Stijn Ghesquiere (keine Sorge, die verlinkte Seite ist in deutscher
Sprache).
Ein Caveat der Vergesellschaftung mit Schnecken soll allerdings nicht
verschwiegen werden: Leider tragen wasserlebende Schnecken (egal welcher
Art) relativ häufig Parasiten, die auch auf Axolotl übertragen
werden können. Dieses Risiko muss gegen den Nutzen abgewogen
werden; die Entscheidung liegt beim jeweiligen Halter selbst.
Guppy (Poecilia reticulata). Guppy-Enthusiasten (ja, die gibt
es) dreht sich bei dieser Vorstellung wahrscheinlich der Magen um.
Tatsächlich bietet ein typisches Axolotl-Aquarium für Guppies
eher gerade noch akzeptable als ideale Bedingungen. Nichtsdestotrotz
halten und vermehren sich diese 5 bis 6 cm langen Fische auch im Kaltwasser.
Da Guppies sich vorzugsweise in den oberen Wasserregionen aufhalten,
bleiben sie von den Axolotl mehr oder weniger unbelästigt (was
allerdings stark von der Beckeneinrichtung und der Zahl der Axolotl
abhängig ist - vor allem in stark bepflanzten Aquarien mit mehreren
Axolotln neigen die Guppies dazu, vor einem Axolotl genau da hin zu
flüchten, wo ein anderer auf sie lauert. Schlechte Idee.). Hin
und wieder wird es immer mal passieren, daß ein Axolotl einen
Guppy erwischt. Umgekehrt tun die Guppies den Axolotl aber nichts
an.
Bei der Vergesellschaftung mit Guppies macht ein Laichnetz
für die Jung-Guppies Sinn. Wenn man sich Guppies besorgen möchte,
nimmt man besser Nachzuchten aus dem Aquarium eines Bekannten als
solche aus dem Zoogeschäft, da kommerzielle Zierfischzuchten
häufig bei sehr hohen Temperaturen züchten. Den buchstäblichen
"Sprung ins kalte Wasser" vertragen die Fische nicht gut.
Gleiches wie für den Guppy gilt, teilweise mit Einschänkungen,
auch für andere Zahnkarpfen wie Molly oder Schwertträger,
und ähnlich kleine kaltwassertolerante Zierfische wie Kardinalsfisch
und Zebrabärbling. Zumindest letztere werden sich aber im Axolotl-Aquarium
nicht vermehren.
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Was
oft gutgeht
Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus). Die Rotfeder ist ein
halbwegs kleinbleibender und unscheinbarer einheimischer Cyprinide
und der wohl billigste Fisch, der hin und wieder (hauptsächlich
zur Teichbesatzzeit von März bis Juni) im Zoohandel auftaucht.
Verkauft werden praktisch ausschließlich Jungfische von 4 bis
7 cm Länge. Meine ersten Rotfedern hatte ich eigentlich des geringen
Preises wegen (ca. 30 Cent/Fisch) als Futterfische gekauft. Allerdings
mußte ich feststellen, daß diese Fische viel zu intelligent
und wendig sind, um durch die Axolotl ernsthaft gefährdet zu
sein. Alle Fische, die nach ein paar Stunden noch am Leben waren,
tanzten von da an den Axolotl munter auf der Nase herum, ohne in Fangreichweite
zu kommen.
Der große Nachteil dieser robusten und anspruchslosen Fische
ist, daß sie im Laufe der Zeit immerhin so groß werden,
daß sie ohne weiteres den Spieß umdrehen und den Axolotl
gefährlich werden können, indem sie mit ihren Schlundzähnen
an deren Kiemen "nuckeln". Wenn man sich also Rotfedern
ins Aquarium holt, muß man sich darauf einstellen, diese bei
einer Länge von 10 cm zu schlachten und streifchenweise zu verfüttern.
Wer das zu barbarisch findet, läßt besser die Finger davon.
Dasselbe wie für Rotfedern gilt auch für andere Cypriniden
wie Rotaugen, Goldfische, Barben etc. Und, jawohl, auch ein Goldfisch
kann einem Axolotl gefährlich werden, wenn er ausgewachsen ist.
Erst recht natürlich ein Shubunkin, Koi oder Spiegelkarpfen.
Hin und wieder hört/liest man von "erfolgreicher" Vergesellschaftung
von Axolotl mit Saugmaulwelsen wie Hypostomus plecostomus.
Ich würde normalerweise nicht auf die Idee kommen, einen so teuren
Fisch mit den rauhbatzigen Axls zusammenzusperren, zumal der "Pleco"
hohe Wasserströmung bevorzugt, was die Axls auf den Tod nicht
ausstehen können. Außerdem ist für den "Pleco"
eine Temperatur-Untergrenze von 22°C anzusetzen, während
die Axolotl es gern deutlich kühler, keinesfalls aber viel wärmer
haben. Meiner Meinung nach sollte man solche suboptimalen Kompromiss-Vergesellschaftungen
ganz einfach vermeiden.
Des weiteren sollte man alle kleineren Saugmaulwelse auf jeden Fall
vermeiden; die meisten Arten besitzen aufstellbare Stachelflossen,
die im Konfliktfall (was soviel heißt wie: vordere Hälfte
des Welses im Axolotlmaul) zum Tod beider beteiligten Parteien führen
können.
Garnelen. Die meisten Süßwassergarnelen sind als
Restevertilger oder auch Algenfresser ein wahrer Segen für jedes
Aquarium. Um so bedauerlicher ist es, dass sie den Axolotl so gut
schmecken. In einem Aquarium mit ausreichend vielen kleinen Versteckspalten
können sich die scheuen Krebstierchen trotzdem u.U. für
mehrere Monate davor retten, gefressen zu werden. Allerdings bedeutet
das, dass man sie selten zu Gesicht bekommen wird. Und irgendwann
werden die Axolotl sie doch erwischen.
Daher macht die Vergesellschaftung von Axolotl mit Garnelen nur dann
wirklich Sinn, wenn man die Garnelen als Depotfutter betrachtet, was
wiederum ein kostspieliges Vergnügen ist, wenn man nicht über
eine eigene Garnelenzucht verfügt (die natürlich in separaten
Aquarien stattfinden sollte und, je nach Art, nicht ganz einfach ist).
Kleine Schneckenarten. Die meisten Schneckenarten sind grundsätzlich
ein Segen im Aquarium (auch wenn diese Aussage der Meister-Proper-Ästhetik
mancher Halter zuwider laufen mag). Leider sorgen Axolotl mit Sicherheit
dafür, dass die Schneckenpopulation im Becken nicht zu segensreichen
Dimensionen anwächst, denn es gibt kaum ein Futter, für
das sie mehr zu begeistern wären. Möchte man daher Quellblasenschnecken,
Turmdeckelschnecken oder Posthornschnecken dauerhaft zur Verfügung
haben (was relativ bedeutungsgleich ist mit: als Futter zur Verfügung
haben), sollte man diese in einem separaten Aquarium züchten.
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Was
gar nicht geht
Katzenwelse. Diese hochinteressanten, lebhaften und schönen
Fische kann man unter denselben Bedingungen wie Axolotl sehr gut halten
- aber bitte niemals in demselben Aquarium! Im Gegensatz zu den tropischen
Saugmaulwelsen sind unsere heimischen Welsarten aggressive Raubfische
und echte muskelbepackte Killer. Ein Katzenwels von 12 cm Länge
(also eigentlich ein Jungfisch) ist schon stark und aggressiv genug,
um einen ausgewachsenen Axolotl "auf Raten" zu töten.
Pipiden. Der Gedanke scheint naheliegend: Sowohl neotenische
Salamander als auch Zungenlose Frösche verbringen ihr gesamtes
Leben im Wasser. Warum nicht beide zusammen halten? Das ist allerdings
zu kurz gedacht. Zwergkrallenfrösche und Wabenkröten benötigen
wesentlich höhere Temperaturen als Axolotl und haben außerdem
genau die Größe, in der Axolotl ihre Futtertiere mögen.
Die größeren Krallenfrosch-Arten Xenopus laevis und Xenopus
borealis vertragen zwar kaltes Wasser und haben die richtige Größe,
sind aber zu kräftig und wild, um mit Axolotl zusammen gehalten
zu werden. Selbst wenn Xenopus gegenüber den Axolotl nicht agressiv
werden sollten (was aber zu erwarten ist), würden sie allein
durch ihre brachiale Fortbewegungsart und ihre harten Krallen an den
Hinterfüßen die Axolotl "im Vorbeischwimmen"
gefährlich verletzen können.
Wasserschildkröten. Schildkröten sind keine Krokodile.
Aber das wissen die Schildkröten nicht. Axolotl sind auch keine
Krokodile. Das kriegen die Schidkröten auch schnell raus. Axolotl
haben Schildkröten absolut nichts entgegenzusetzen, weder in
Wehrhaftigkeit noch in Geschwindigkeit können sie es auch nur
mit Jungtieren der kleinsten Arten aufnehmen. Das macht sie automatisch
zu "Kaugummi".
Bevor man Axolotl mit Schildkröten zusammensetzt, sollte man
sie lieber selbst essen. Da dauert das Sterben wenigstens nicht so
lange.
Krebse aller Art. Für Krebse (mit Ausnahme von Garnelen,
siehe oben) gilt in etwa dasselbe wie für Schildkröten,
und zwar unabhängig von ihrer Größe: Alle Krebstiere,
die über nennenswerte Scheren verfügen, sind eine ernsthafte
Bedrohung für Axolotl.
Stichlinge. Stichlinge sind urtümliche kleine Fische,
extrem interessant zu beobachten und wunderschön. Weiterhin fühlen
sie sich unter denselben Haltungsbedingungen wie Axolotl pudelwohl.
Aber: Stichlinge tragen ihren Namen nicht umsonst. Bringt man
sie mit Axolotl zusammen, ist der weitere Verlauf der Vergesellschaftung
vorhersehbar: Axolotl schnappt Stichling, Stichling stellt seine Stacheln
auf, Stichling steckt fest in Axolotl, beide Tiere verrecken elend,
Ende.
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